Schieferpreise und ihre Folgen 


Interessant ist ein Blick auf die Schieferpreise, die in den Gruben der vier westfälischen Schieferkreise Brilon, Meschede, Siegen und Wittgenstein erzielt wurden, und welche Unterschiede dabei waren.

1 m Schiefer kostete im Kreis: Jahr Brilon Meschede Siegen Wittgenstein im Durchschnitt,
1880   5,41            2,82         5,98              3,00          3,87  Reich-Mark
1890   4,64            4,14         5,18               2,24       2, 93 Reich-Mark
1900   6,72            4,91          4,44              2,62       3,70  Reich-Mark
1910  5,60            5,97          5,97              3,71       5,07  Reich-Mark   

„ Weiter lagen die Preise immer schwankenden Bereich bis zum 1.Weltkrieg.Die Wittgensteiner Gruben mussten ihren Schiefer am billigsten verkaufen, da die ungünstigste Verkehrslage noch hohe Transportkosten verursachten. Obwohl die Eisenbahn schon 1890 in Raumland war, und trotzdem die hohen Kosten.Die Tatsache lässt schon erkennen, mit welchen Schwierigkeiten unsere Schiefergruben immer zu kämpfen hatten. Der Nachteil am großen Leben anzuschließen, war immer in der ländlichen Gegend, der Anschlug zum Tor der Welt.   

Kampf um den Schiefermarkt

In dem schon erwähnten Bericht aus dem Kreisblatt von 1867 ist zu lesen: Die Schieferindustrie ist es, welche sich seit einigen Jahren in entsprechender Weise für unsere Gegend Geltung verschafft hat. Seit langer Zeit schon wurde bei Raumland Schiefer gewonnen; die Qualität desselben übertraf bei Weiten auswärtige Schiefersorten, nur ließ die Gewinnung bezüglich des mangelhaften Betriebs. Vieles zu wünschen übrig. Das Unpraktische in der Ausführung des letzteren war hauptsächlich auch Ursache, dass dieser Erwerbzweig, in Anbetracht der in einem misslichen Verhältnis stehenden Ausbeute, unbeachtet  blieb. Das Renommee der Raumländer Dachschiefers war hinaus gedrungen in den Betrieb des großen Weltverkehrs und dort nicht berücksichtigt geblieben. Erst die „auswärtigen Kapitalisten„ besaßen Kapital und Unternehmungsgeist, um eine Werbung für ihre Produkte zu starten.

Die Raumländer Bauern waren dazu nicht in der Lage.Die Firma Atzrodt & Panther beschickte die Londoner Industrieausstellungmit Schieferproben aus der Grube Hörre. Das war ein kühner Schritt, denn Englands Schiefer wurde nach Deutschland ausgeführt und im norddeutschen Raum viel verbraucht. Von all den deutschen Schieferproben erhielt nur der "HÖRRE-SCHIEFER" eine Auszeichnung. Wie wichtig man diese nahm, geht aus dem Kaufvertrag zwischen Atzrodt & Panther und Werner Kreuser hervor, als dieser 1863 die Hörre erwarb: Der neue Besitzer wurde ausdrücklich bevollmächtigt, die Londoner Medaille bei der Werbung für seinen Schiefer zu verwenden.

1873 fand in Wien eine Ausstellung statt, und darüber berichtet das Wittgensteiner Kreisblatt: Berleburg; Durch die Central Kommission für die Wiener Ausstellung von 1873 sind dem Herrn Bergrat Hundt die in der internationalen Jury dieser Ausstellung dem Bezirk Siegerland zuerkannten Verdienst-Medaillen nebst dem zugehörigen Diplom übermittelt worden. Wir heben Unter den damit bedachten Firmen namentlich hervor „Raumland” und „Schiefergrube der Herrn Werner Kreuser & Co, bei Raumland„ und registrieren diese Tatsache umso lieber, als solcher Beweis für die ausgezeichnete Qualität unseres Schiefers ablegt und wir andererseits den Förderern dieser für unseren Kreis so wichtigen Industrie dieser Auszeichnung von Herzen gönnen. Wir wünschen demselben ein ferneres „GLÜCK AUF”.

Das Jahr 1880 hatte eine Flaute gebracht. Werner Kreuser musste der Rentkammer mitteilen, dass der Großteil der Förderung des vergangenen Jahres noch unverkauft sei und vor dem Sommer nicht mit Absatz gerechnet werden könne und deshalb um Ausstand für die Zahlung des Fünfzehnten bitten. Er schrieb weiter: „ Auf der anderen Seite sind uns durch die Beschickung der Düsseldorfer Gewerbeausstellung noch erhebliche Kosten entstanden, die wir glaubten, im Interesse der Erhaltung der einzigen im Kreis Wittgenstein bestehenden Industrie aufzuwenden zu müssen“.

Bei größeren Bauten ließen staatliche Behörden Materialprüfungen vornehmen, die dann später immer als Referenzen bei der Werbung verwendet werden konnten. So wurde beim Bau von Kasernen für die Garde du Corps in Berlin durch die Königliche Prüfungsstation acht verschiedene Schiefersorten aus Deutschland untersucht: „ Raumländer Schiefer nahm in Bezug auf Festigkeit, Wetterbeständigkeit und Haltbarkeit in natürlichem und gefrorenem Zustand - die erste Stelle ein.

Das Wittgensteiner Kreisblatt brachte 1860 zwei Anzeigen: 1) Bei der Gewerkschaft der Schiefergrube zu Meckhausen und Honert nahe bei Berleburg, ist fortwährend guter Dachschiefer zu haben. Dieselbe wird unter Garantie der Echtheit hiermit bestens zur Abnahme empfohlen und kann stets in großem Vorrat zu dem Preis von 25 Silber- groschen, pro Ries auf der Grube bei dem Mitbeteiligten H. Saßmannshausen und in Berleburg an der Staatsstraße, wo ein Lager errichtet worden zu dem Preis von
1 Taler pro Ries abgegeben werden.   
         
                                Berleburg, den 22 Mai 1860                                       
D. Rompel, H. Saßmannshausen


2) Die Gewerkschaft Grube Eisenstein, oberhalb von Raumland berichtet in der Zeitung:  Wer da glaubt, im Schieferbruche vom Eisenstein seien die Steine nicht so gut wie im Bruch der Hörre, der ist irre, oder sagt den Steinen etwas nach, was nicht wahr ist. Wer sich überzeugen will, bitten wir das neu gemachte Dach bei Mühlenbesitzer Grebe zu Raumland in Augenschein zu nehmen, und ist das Ries um 7,5  Silbergroschen, wohlfeiler 
                                      wie im Bruche Hörre.                                           
              Die Gewerkschaft Eisenstein             
                                                 
Raumland, den 28.Mai 1860
                                                                   
Hierzu eine Ergänzung der vorherigen Kreisblatt von 1860 
1863 wird dann die Grube Heßlar am Eisenstein des Bäckermeisters Schneider aus Berleburg genannt. Ein Jahr später ist der Gastwirt Georg Schneider, ebenfalls aus Berleburg, Inhaber einer Konzession am Eisenstein, das geht aus Verträgen hervor, die Prinz Albrecht mit der Firma Idel, Heddäus & Chalier abschloss. Diese Firma kaufte später die Grundstücke an der Renfte in Hemschlar und baute ein Spalthaus. 1880 ist plötzlich Albert Pönsgen Nachfolger von der Firma Idel, Heddäus  & Chalier und später hat auch diese Grube die Firma Werner Kreuser in seine Besitz gebracht. Nun war Kreuser Besitzer fast aller Gruben, bis auf die Gewerkschaften und Bauernbetriebe . Als 1903/ 04 die Firma Kreuser in Konkurs ging,  erwarb die Familie Pönsgen die Grube Heßlar zurück, und anderen Gruben in Raumland wurden von dem Buchhalter Ohl und der Firma Treude &  Metz aus Laasphe gekauft.